Also sprach Zarathustra:

Was für eine miese Kaschemme. Warmes Bier,
Kakerlaken flitzen über die Spüle, wacklige
Hocker, ein demolierter Tresen, und das Klo
stinkt. Erbrochenes im Waschbecken. Zarathustra,
dessen Name vermutlich „Besitzer wertvoller
Kamele“ bedeutet, ist hier der Wirt, er
konserviert ausgefallene Texte. Das Online –
Magazin

Zarathustras literarische Kaschemme besticht
durch die Auswahlkriterien des Herausgebers
Andreas Winterer, die willkürlich subjektiv sind,
der es möglichst „mies“ haben möchte, ob Stories,
Lyrik, Bild oder Video. Trotzdem betont er: „Es
mag manchmal so scheinen, als neige die Kaschemme
zu absurden Experimentaltexten. Aber das ist
keineswegs der Fall. Die Mischung macht`s.“
Deswegen spiegeln sich die Genres facettenreich,
komisch, seltsam, abstrus und fast immer der
Ironie ergeben. Halt wie ein Tresengespräch.
Unter der Rubrik Miniatur findet man ultrakurze
Texte, die man „sich reinziehen und wieder
abhauen kann“. Remix bedeutet Cut-Ups,
Wortgeschnetzeltes und Experimentelles. Lyrik
darf die Frikadelle zum ersten Bier sein, der
Rosenverkäufer um Zehn, kaputte Gläser um
Mitternacht, Telefonanrufe der Ehefrau,
Melancholie, Schlägerei und Polizeigewahrsam.
Einige Autoren gehören zum Mobiliar, andere
hinterließen den Abdruck ihrer Hintern und
verschwanden. Neue Namen tauchen auf, kommen rein
und erzählen ihre Geschichte.
„Versuchen Sie sich doch mal an was Saftigem.
Sex, Mord, Geld und Intrigen in 20 Zeilen.“
Beim Mitmachen weist der Wirt darauf hin, dass
ein Bier, ein Bier, ein Bier ist, und keine
Honorare bezahlt werden, schließlich handelt es
sich um Kunst, und die ist bekanntlich brotlos.(„PR-Scheiße interessiert uns nicht.“)

Das Magazin für
exzentrische
Literatur,
Trash-Balladen und Metahyperfiction begann 1989  als Mailbox. Damals ein technisch aufwändiges Projekt, das via Modem, Rechner und Telefon funktionierte. Der 80186-PC stand in der Küche, er blockierte den Telefonanschluss und röhrte 24 Stunden lang. 1993 raffte ein Gewitter mit Blitzschlag die ursprüngliche Kaschemme dahin, samt Platten, Mainboard und Netzteil. Dann, 1994 die Wiederbelebung, als der Normalsterbliche das
Internet betrat – auf Trumpet Winsocken,
Windows
for Workgroups 3.11. 2009 folgte WordPress, CMS
zweckentfremdet, und wurde alle Jahre wieder, aus
eigenen Erweiterungen in PHP neu bekleidet.

Ein guter Wirt wird hinterm Tresen begraben.
Andreas Winterer, bayrische Staatsangehörigkeit
und in München lebend, seit 29 Jahren am
Zapfhahn, ist hauptberuflich Journalist und
Autor, der sich auch mit Computern und dem Hang
zur Parodie auskennt. Seine Schund-
Kurzgeschichten setzen auf „Komik, gepaart mit
Zynismus und Gesellschaftskritik“. Für das
Magazin ZYN! schrieb er Satiren, für den
österreichischen Evolver „Kolumnen, die die Welt
nicht braucht“.
Aber Spelunken braucht die Welt, eine Kunst im Ursprung, den Stein – bevor er zum Kiesel glatt
geschissen wurde.
„Was dafür spricht, dass es Zarathustras miese
Kaschemme
noch geben wird, wenn dieses
lächerliche Restweb außerhalb unseres Magazins
längst vergessen sein wird…“