Arbeitszeit-Skandal bei DFW21

Dortmund: Nach ALDI gehen statt zu arbeiten: Ein
Arbeitszeit-Skandal bei DFW21 beschäftigt das
Dortmunder Sozialgericht. Jahrelang soll ein
Sonderreiniger bei seiner Arbeitszeit gemogelt
haben.

Symbolfoto

Nach mehreren
Verdachtsmomenten,
hervorgerufen durch diverse
Gerüchte innerhalb der
Abteilung, hatten sich die
Stadtwerke dazu entschlossen,
den seit 20 Jahren in ihren
Diensten stehenden ehemaligen
Busfahrer Werner K. zu beschatten, und griffen
dabei auf eine private Detektei zurück. Vor
wenigen Wochen wurde dem Mitarbeiter schließlich
fristlos gekündigt.
(R-Net berichtete)

Erschreckende Details

Die Auswertung der Detektive hat erschreckende
Details über das wahre Arbeitsverhalten des
Sonderreinigers ans Licht gebracht. So soll der
55-jährige Mann nach dem Einchecken nicht selten
beinahe ganze Tage blaugemacht und eigenmächtig
in Freizeit umgewandelt haben. Seine Anwesenheit
im Dienst beschränkte sich oft auf das sogenannte
Arbeitsfrühstück in der Kantine. Ab da, so der
zuständige Personalleiter, „entwickelte Herr K.
Eigendynamik.” Aus den Protokollen geht hervor,
dass der Mitarbeiter „öfter über die
Münsterstraße flanierte”, er sei auch „ein bunter
Hund in verschiedenen Nordstadt-Kneipen”. Seine
Kollegen jedenfalls wussten über keine
Ungereimtheiten zu berichten: „Er war wie immer.
Er kam und ging.”

Stundenlang zu Hause

Mal wurde er im Café, mal in einer Kneipe
gesichtet. Die Detektive stellten auch seine
wöchentlichen Besuche im Sonnenstudio fest. Nicht
selten erledigte er private Einkäufe. Oder er
hielt sich stundenlang in der heimischen Wohnung
auf und parkte den Dienstwagen vor der Tür. Erst
zum Feierabend soll er wieder in der Nähe seines
Arbeitsplatzes aufgetaucht sein. Einer der
observierenden Detektive schüttelte den Kopf und
sagte: „Der hatte doch alle Freiheiten der Welt,
der konnte machen was er wollte.”

Keine Kontrolle

DFW21-Pressesprecher Wolfgang Weber verweist auf
das schwebende Verfahren, aber Andreas F.,
direkter Vorgesetzter des Sonderreinigers,
äußerte sich folgendermaßen: „Dieser Mitarbeiter,
über den wir hier sprechen, arbeitete in einer
versetzten Schicht außerhalb unserer
Kernarbeitszeit. Damit wollten wir die
Flexibilität der Truppe ausweiten. Eine Kontrolle
gab es nicht.”
In der Tat, es wurde wenig kontrolliert. Neben
der Stechuhr gab es kein weiteres Instrument der
Überwachung. Nur so ist zu erklären, warum Herr
K. jahrelang diesen Vorschuss-Bonus seines
Vorgesetzten gewissenlos „abarbeiten” konnte ohne
aufzufallen.

Güteverhandlung

Im Prozess vor der 3. Kammer kommt es nun zur
Güteverhandlung. So wie sich der Anwalt des
Beklagten äußerte, sei für seinen Mandanten „eine
sehr hohe Abfindung sowie Rentenansprüche drin”.
Er pocht auf das Gewohnheitsrecht, dass sich im
öffentlichen Dienst etabliert hat: „Wir schimpfen
immer auf die bösen Politiker, aber wenn diese
Politiker Leute einstellen, wollen sie, dass sie
anders sind. Das sind auch nur Menschen.”

Der Sonderreiniger Werner K. jedenfalls
bestreitet die gegen ihn erhobenen „Schwänzer
Vorwürfe” energisch, er spricht von Intrigen,
Komplotten und Mobbing. Er sei immer in seinen
Aufstiegsmöglichkeiten behindert worden.
Der
Gütetermin ist auf den 10. 05. festgelegt.

dpa. 8967/18